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Miniserie: CHINESISCHE MEDIZIN FÜR DEN ALLTAG – Teil 1: Erschöpfung, Rückenschmerzen, kalte Füße | 10 praktische Tipps für kraftvolle Nieren

Teil 1: Erschöpfung, Rückenschmerzen, kalte Füße -
Das Wandlungsreich Wasser/der Winter

 Fühlst Du Dich müde und erschöpft? Hast Du öfter mal Rücken- und/oder Nackenschmerzen und ein steifes Gefühl, vor allem im unteren Rücken? Frierst Du viel, hast Du vor allem immer sehr kalte Füße? Oder kämpfst Du vielleicht immer wieder mit Blasenentzündungen, Zahnproblemen oder Ohrgeräuschen?

Wächst Dir alles über den Kopf, hast Du einfach ständig zu viel um die Ohren? Fühlst Du Dich überlastet, angestrengt, gefangen in einem Hamsterrad, das sich für Dich irgendwie nicht richtig anfühlt? Hast Du oft Angst und möchtest deswegen immer gerne alles kontrollieren?

Dann würde ich mal vermuten, dass Deine Nieren schon etwas drängend nach liebevoller Aufmerksamkeit und Unterstützung verlangen. Warum die Nieren? fragst Du Dich jetzt. Also bei Blasenentzündung verstehe ich das ja noch, aber Rückenschmerzen, Erschöpfung, Angst und Kältegefühl?

Chinesisch betrachtet ist genau das ein wahrer Klassiker für eine Nierenschwäche. Laß mich Dir kurz erklären, wie das zusammenhängt…

 

Kurzer Ausflug in die Theorie: die berühmten „5 Wandlungsphasen“ (oder auch“5 Elemente“)

Die Nieren gehören chinesisch betrachtet zur Wandlungsphase Wasser. Vielleicht hast Du schon einmal von den 5 Elementen oder auch 5 Wandlungsphasen der Chinesischen Medizin gehört: Wasser, Holz, Feuer, Erde und Metall. Aus ihrem Zusammenspiel ergibt sich ein Modell, dass uns die energetischen Zusammenhänge sowohl in unserer Außen- als auch in unserer Innenwelt erklärt. Zu jeder dieser Wandlungsphasen gehören materielle Aspekte wie Organe und bestimmte Körperstrukturen (z.B. Gelenke, Muskeln, Bindegewebe), aber auch immaterielle Anteile wie Emotionen und geistige Kräfte, Jahreszeiten, Farben, Geschmäcker und bioklimatische Faktoren wie z.B. Wind, Kälte, Wärme usw..

Die Wandlungsphasen sind alle sehr eng miteinander verwoben und ernähren und stützen sich gegenseitig; die Beeinträchtigung einer einzelnen Wandlungsphase zeigt also auf kurz oder lang auch immer Wirkung auf die anderen – mitgehangen, mitgefangen sozusagen.

  

Regeneration und Einkehr - Die Wandlungsphase Wasser

Wir wollten ja jetzt verstehen, was eine Schwäche der Nieren mit sagen wir Rückenschmerzen, Erschöpfung und Ängsten zu tun hat. Ich hatte ja oben schon erwähnt, dass die Nieren – zusammen mit ihrem Partnerorgan, der Blase – zur Wandlungsphase Wasser gehören. Die Jahreszeit des Wassers ist der Winter. Was assoziierst Du ganz intuitiv mit dem Winter? Genau: Kälte. Dunkelheit. Stille. Rückzug. Das Erliegen von Aktivität. Die Natur kommt im Winter zur Ruhe, die Bäume und Pflanzen ziehen ihre Säfte nach innen zurück und halten inne, um zu regenerieren und neue Kräfte zu sammeln für das kommende Jahr. Einige Tiere fallen in Winterschlaf. Auch wir ziehen uns im Winter mehr nach innen zurück, wir kuscheln uns eher mal auf´s Sofa unter eine warme Decke und lesen, als auf der Straße zu tanzen. Wir haben ein größeres Schlafbedürfnis und eine weißverschneite Winterlandschaft empfinden die meisten Menschen als enorm beruhigend und erholsam, von ihr geht ein ganz besonderer Zauber für uns aus.

 So verkörpert das Wasser alles, was mit Stille, Kühle, Tiefe, Dunkelheit, Nacht, Regeneration zu tun hat – kurz alle Aspekte, die die Chinesen zusammengefasst als „Yin“ bezeichnen.

Für unsere Nieren ist es also wichtig, dass wir nicht dauernd nur aktiv sind und leisten, leisten, leisten, sondern dass wir uns auch genug Zeit nehmen, uns zu erholen. Dass wir ausreichend und gut schlafen beispielsweise und auch im Laufe des Tages genug Pausen machen; dass wir im Laufe eines Jahres auch immer mal längere Phasen von Regeneration einlegen.

  

Unsere Nieren wissen, wer wir sind

Eine weitere wichtige Besonderheit im Zusammenhang mit den Nieren ist, dass in den Nieren unsere sogenannte „Uressenz“ gespeichert ist. D.h. die Nieren tragen nicht nur unsere körperliche Grundkonstitution, sondern auch unser gesamtes geistiges Potential, all unsere Begabungen, Talente, die wundersame Einzigartigkeit unseres individuellen Wesens in sich – in den Nieren wird also die Information darüber aufbewahrt, wer wir wirklich in unserem tiefsten Wesenskern sind.

Passend dazu ist die mentale Energie der Nieren auch die Willenskraft – gemeint ist damit die geistige Kraft und Beharrlichkeit, die wir brauchen, um unseren ganz eigenen Weg zu gehen, um der Mensch zu werden, als der wir gemeint sind und das zu tun, wozu wir geboren wurden. Denn dann sind wir in unserem Element, fühlt sich alles was wir tun leicht an, wird unser Leben anstrengungslos.

 

Jetzt konkreter: Warum werden unsere Nieren schwach?

Wenn wir an dieser Stelle einmal kurz innehalten, ahnst Du wahrscheinlich bereits, was unseren Nieren alles so zu schaffen machen könnte: lebst Du ein wirklich durch und durch authentisches Leben? Bist Du mit Dir und der Welt im Einklang? Bist Du mit Deinem innersten Kern verbunden und folgst Deinen echten Impulsen? Lebst Du Deine Wahrheit? Hand auf´s Herz: wer von uns tut das schon? Für die meisten von uns sind das ja doch eher die seltenen Sternstunden, in denen wir uns mal so richtig durch und durch in Frieden mit uns und der Welt fühlen.

Oder mal etwas konkreter gesprochen: Sorgst Du für eine gute Work-Life-Balance? Schläfst Du genug, erholst Du Dich genug, legst Du auch mal längere Erholungszeiten ein, wenn das Leben Dir mal eine Weile mehr abverlangt hat als üblich? Gönnst Du Dir Zeiten der Stille jeden Tag, in denen Dein Geist und Dein Herz zur Ruhe kommen können?

Traust Du Dich, auch mal nein zu sagen, wenn etwas für Dich nicht stimmt?

Oder fühlst Du Dich eher als Spielball der äußeren Umstände und Anforderungen, gehst Du Tag für Tag trotz aller guten Vorsätze unter in den eintausend Dingen, um die Du Dich kümmern, die Du erledigen mußt und für die Du Dich verantwortlich fühlst?

Unterdrückst Du Deine authentischen Impulse und hast stattdessen Angst vor dem Leben und willst alles kontrollieren? Wählst Du lieber (vermeintliche) Sicherheit statt mehr Lebendigkeit (z.B. den sicheren, aber langweiligen Job statt deinen Traum zu leben und freischaffende Kinderbuchautorin zu werden?)

 

Ich könnte so noch stundenlang weiterschreiben, aber ich denke, der Plot ist jetzt klar. All das sind schon jede Menge guter Gründe, dass unsere Nieren – und damit wir - uns erschöpft fühlen könnten.

 

Und was hat Nierenschwäche nun mit dem Rücken zu tun?

Jetzt ist es so, dass aus chinesischer Sicht unsere Nieren einen sehr starken Bezug zu unserem Rücken haben und dafür zuständig sind, unseren Rücken zu stärken und zu wärmen. Ja, Du hast richtig gehört: zu wärmen. Erscheint Dir widersprüchlich, nachdem ich gerade lang und breit erklärt haben, dass die Nieren zum Winter gehören und daher mit Kälte assoziiert werden? Auch das ist „typisch chinesisch“: kein Yin ohne Yang, keine Kälte ohne auch ein Quentchen Wärme (sonst würde ja alles einfrieren und nichts könnte sich mehr bewegen, das wäre auch nicht gut); die Nieren gehören nicht nur zum großen Yin in unserem System, sondern sind gleichzeitig die Wurzel allen Yangs, also die Quelle aller wärmenden und belebenden Kräfte in uns. Und so wärmen die Nieren unseren Rücken, ganz besonders den unteren, halten ihn geschmeidig und kräftig.

Wenn sie aber erschöpft sind, schaffen sie das nicht mehr: unser Rücken wird kalt, steif, fängt an zu schmerzen; unsere gesamte untere Extremität (also alles ab Taille abwärts – Po, Bauch, Beine, Knie, Füße) wird kalt, das Kältegefühl kann sich sogar im ganzen Körper ausbreiten und wir frieren schnell.

Auch im übertragenen Sinne wird unser Rücken schwach: er geht in die Knie unter der Last übermäßiger Verantwortung oder tut weh, weil wir uns zu sehr verbiegen, statt unserer inneren Wahrheit zu folgen. Je weniger authentisch wir leben, je weniger wir für uns „aufstehen“ und „unser Kreuz gerade machen“, desto mehr erschöpfen wir uns, desto mehr klopfen wir Steine auf fremden Baustellen, desto mehr verschleudern wir Energie bei allem was wir tun, statt uns daraus zu nähren. 

Macht das Sinn für Dich? Wenn man mit diesem Thema zu tun hat, versteht man es meistens intuitiv. 

Und wenn ich Dir jetzt noch verrate, dass die Nieren auch unser gesamtes Fortpflanzungs- und Hormonsystem steuern, unsere Knochen, Zähne und unser Kopfhaar regieren, fallen Dir vielleicht direkt noch ein paar Symptome ein, die mit einer Erschöpfung Deiner Nieren-Energie in Zusammenhang stehen könnten. (Z.B. fühlen sich Frauen, die vielleicht vorher schon schwache Nieren hatten, nach einer Schwangerschaft und Entbindung regelrecht ausgelaugt und kommen nur sehr mühsam wieder auf die Beine; in früheren Zeiten hieß es ja auch nicht umsonst „jedes Kind kostet einen Zahn“…)

 

10 Tipps, um Deine Nieren und Dein Wasser zu stärken

So, und jetzt willst Du zu Recht wissen: Und wie komme ich da jetzt wieder raus? Wie kann ich meine Nieren stärken? Woher nehme ich den Mut, ein authentisches Leben zu führen? Wie komme ich raus aus Erschöpfung und Verausgabung, wie lerne ich, mich nicht mehr so anzustrengen?

Die Antwort ist – wie alle Antworten auf die wirklich wesentlichen Fragen des Lebens – ganz schlicht: indem Du das tust, was dem Winter gemäß ist.

Ganz krass konkret: 

1.     Warm halten: spätestens am Abend eines jeden Tages eine Wärmflasche abwechselnd auf unteren Rücken und Bauch, warm anziehen, Füße warm halten und Rücken schützen

2.     Warm essen: drei warme, gekochte Mahlzeiten am Tag, die im Wesentlichen aus Getreide und Gemüse bestehen und keine Kuhmilchprodukte enthalten sollten; Tofu und Eier sind gut, Fleisch ab und zu und dann helles (Geflügel, Fisch) und bitte nur bio

3.     Warm trinken: viel (2 – 3 l) warmes Wasser trinken, auch milde Kräutertees ab und zu; keine gekühlten Getränke

4.     Nahrungsmittel bevorzugen, die von Natur aus schwarz sind: schwarzer Reis, schwarze Bohnen, schwarzer Sesam (schwarz ist die Farbe der Nieren, alle schwarzen Nahrungsmittel stärken die Nieren); auch Walnüsse mögen die Nieren

5.     Alles, was aus dem Meer kommt: das Meer/das Wasser ist sozusagen der natürliche Lebensraum der Nieren; Fisch, Meeresfrüchte, Algen (!) sind grundsätzlich hervorragend (nur leider haben wir da inzwischen das Problem mit dem Mikroplastik, also besser nur in Maßen)

6.     Winterschlaf halten: Dich häufiger zurückziehen, nach innen gehen und Deine Energie aus dem Außen zurück zu Dir holen; viel und gut schlafen, ausruhen, Programm auf das absolut Notwendige und das Nährende (z.B. Kontakt mit guten Freunden) reduzieren

7.     Dir täglich Zeit gönnen, um mit Dir allein zu sein und Dich mit Deiner inneren Weisheit/Deinem Herzen zu verbinden: Meditation, Spaziergänge in der Natur, QiGong, Yin-Yoga oder ähnliches

8.     „Beschallung“ von außen auf ein Minimum reduzieren: Handy-Nachrichten, Internet, soziale Netzwerke, Fernsehen; bringt uns alles von uns weg und verpulvert unsere Energie für im wesentlichen nutzloses Zeug im Außen

9.     Bei allen Entscheidungen die Quelle Deiner inneren Weisheit befragen, was Dir entspricht und was nicht (also wieder: nach innen horchen und genau hinfühlen; das geht besser, wenn man es täglich übt, geht meiner Erfahrung nach am besten über Meditation).

10.  „Ausmisten“: Dich von Gewohnheiten, Lebensumständen und auch Beziehungen trennen, die mehr von Deiner kostbaren Energie verbrauchen als sie zu nähren 

Klingt toll, genau dass, wonach Du Dich sehnst? Und jetzt hast Du keine Ahnung, wie Du das alles umsetzen sollst? Lynn, Du machst Dir ja kein Bild, mein Job, meine Familie, meine kranken Eltern, das Haus, der Freundeskreis…

Wie Du damit anfängst, Deine Nieren zu kräftigen

Ja, ich weiß. Kenn ich alles. Als erstes mal: ausatmen! Ruhe bewahren. Und jetzt guck Dir die Liste nochmal an und such Dir erstmal die 3 Punkte heraus, die Dir nicht sofort Schnappatmung machen ;-). Abends Wärmflasche zum Beispiel, Nieren warmhalten und viel Warmes trinken – kriegt auch die gestreßteste allein erziehende Mutter dreier Kinder hin, ohne sich damit mehr zu stressen. Ist schon mal ein super Anfang! Und dann nach und nach, in kleinen Babyschritten die anderen Aspekte integrieren; es geht mehr darum, einen Umlernprozeß in Gang zu bringen als jetzt mit dem großen Wurf alles auf einmal zu ändern (da krieg ich auch Schnappatmung, das funktioniert nur in den seltensten Fällen).

Realistisch bleiben und einfach anfangen, genauer hinzugucken. Hin zu fühlen. Zu Üben, mehr bei sich zu sein und zu bleiben. Dich regelmäßig zu fragen, wie geht es mir wirklich und was brauche ich wirklich, damit es mir gut geht?

 

Trau Dich und hol Dir Unterstützung

Und noch ein wichtiger Punkt: bitte trau Dich, Dir diese wesentlichen Fragen zu stellen, auch wenn Du (noch keine) Antwort auf sie hast! Allein die regelmäßige und emotional offene Beschäftigung damit bringt einen enstprechenden Prozeß in uns in Gang.

Und wenn Du stecken bleibst oder allein nicht weiter weißt (wenn Du jetzt z.B. gelernt hast, dass ausreichender und qualitativ guter Schlaf wichtig sind, Du aber eben leider nicht gut schläfst), dann HOL DIR HILFE! Such Dir gute Therapeuten, Heilpraktiker, Ärzte oder wen auch immer Du brauchst und bitte um Unterstützung – sie wird Dir gewährt werden. Du mußt nicht alles alleine machen und schon gar nicht alles selber wissen, dafür sind wir viele und können uns gegenseitig mit dem bereichern, was jede einzelne von uns kann und weiß.

 

So, ich glaube, ich habe erstmal fertig ;-); ich wollte ja einen Blog-Artikel schreiben und kein ganzes Buch… 


Wenn Du mehr über die Zusammenhänge zwischen Körper, Geist und Lifestyle aus der chinesischen Sicht wissen willst, dann bleib dran: im nächsten Teil dieser Serie geht es um

Migräne, Muskelverspannungen und Ärgerattacken – das Wandlungsreich Holz/Der Frühling.


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